
Merck testet Siemens‘ Luma-Plattform
Die Merck KGaA und die Siemens AG vertiefen ihre strategische Partnerschaft auf dem Gebiet der Arzneimittelentwicklung. Merck testet in einem Pilotprojekt die durch die Übernahme von Dotmatics deutlich erweiterte Xcelerator-Plattform LUMA von Siemens, um die Wirkstoffentwicklung zu automatisieren, Herstellungsprozesse zu skalieren und zulassungskonform zu dokumentieren.
Im Rahmen des Ende September vereinbarten Memorandums of Understanding wollen die Siemens AG und die Merck KGaA Softwarelösungen entwickeln, die die Daten der gesamten Arzneimittel-F&E-Kette digital zusammenführen – kurz: eine vollständig digitale Plattform für Forschung, Entwicklung und Produktion. Ziel ist es, den Prozess von der Entdeckung eines Arzneimittelziels bis zur Zulassung eines Arzneikandidaten durch KI, Automation und die Integration bislang verstreuter Daten drastisch zu beschleunigen.
Die dabei entstehenden digitalen Lösungen sollen bestehende Lücken in den Workflows der Wirkstofffindung und biotechnologischen Herstellung schließen. Dazu werden Software-as-a-Service-Produkte (SaaS) von Merck mit dem digitalen Ökosystem von Siemens verknüpft. In einem ersten Pilotprojekt sollen die KI-Tools und digitalen Anwendungen von Merck in Luma, der Dotmatics Scientific Intelligence Platform von Siemens, verfügbar gemacht werden. Diese Plattform hatte Siemens im Juli für 5,1 Mrd. US-Dollar von Dotmatics erworben.
Aufbauend auf diesem Pilotprojekt planen Siemens und Merck weitere gemeinsame Vorhaben und streben langfristig eine noch engere Integration an. Dazu gehören intelligente Datenmanagement-Tools und benutzerfreundliche Schnittstellen, die Wissenschaftlern die Anwendung komplexer Verfahren erleichtern. Zusätzlich prüfen beide Partner die Entwicklung digitaler Marktplätze, über die Kunden gezielt auf ergänzende Technologien und Dienstleistungen zugreifen können.
Die Siemens Xcelerator-Plattform ist ein integriertes Laborinformations- und Simulationssystem. Sie sammelt und vernetzt experimentelle Daten, ermöglicht In-silico-Vorhersagen und -Optimierungen, berücksichtigt regulatorische Anforderungen und erleichtert so den Übergang von der Forschung zur Produktion. Mit der Integration der Dotmatics-Plattform ist die Siemens-Digitalplattform nun noch stärker auf die Bedürfnisse von Life-Sciences-Forschern zugeschnitten: Sie bietet smarte Datenanalysen, bessere Zusammenarbeit sowie schnelleres Molekül- und Prozessdesign.
Die speziell für die Life Sciences integrierten Dotmatics-Tools liefern Funktionen wie ELN, LIMS, Workflow-Management, Datenanalyse und Visualisierung. So können komplexe Datenmengen aus Screening, Moleküldesign oder Bioprozessen effizient mittels KI ausgewertet werden.
Die Dotmatics-Daten lassen sich direkt in die Digital-Twin-Funktionen von Xcelerator einbinden. Dadurch können Bioprozesse simuliert, skaliert und zulassungskonform dokumentiert werden.
„Indem wir unsere Stärken bündeln, wollen wir den wissenschaftlichen Fortschritt beschleunigen“, sagt Jean-Charles Wirth, Mitglied der Geschäftsleitung von Merck und CEO Life Sciences, anlässlich der Unterzeichnung der Vereinbarung. Die aktuelle Partnerschaft knüpft an frühere zwischen den beiden Unternehmen im Bereich Smart Manufacturing an.